Theoretischer Exkurs X:
Heilung versus Kurieren
bzw.

Heilung anstatt (nur) Kurieren


Spirituelle-Heilung ist die wichtigste aller Transformationen, die in einem Genesungsprozess stattfinden. Sie ist die wichtigste und die grundlegendste Transformation … im Unterschied zum Kurieren, das nur eine äußerliche, meistens materielle Transformation in diesem Genesungsprozess darstellt. Heilung bewirkt Kurieren, aber Kurieren reicht nicht aus zur Heilung. Du merkst schon, es ist mir wichtig, Heilen von Kurieren zu unterscheiden:

Genesung = Heilung + Kurieren


Kurieren = jedes Verfahren, das dazu dient, Krankheiten (durch Analyse und Bekämpfung) verschwinden zu lassen.

Heilung = Wiederherstellung einer gestörten Kosmischen-Harmonie —deren Störung die Krankheit verursacht hat. Heilung = Spirituelle-Heilung



Um den Unterschied zu erklären, muss ich das Wort “Kurieren” auf eine nicht traditionelle Weise definieren: “Kurieren” ist für mich, wenn eine körperliche Krankheit lediglich zum Verschwinden gebracht wird, und das allein ist, was die meisten Menschen zunächst interessiert.
Heilen dagegen ist etwas viel Umfassenderes und Weitreichenderes. Im Prinzip hat “Heilen” mit der physischen Störung zunächst einmal nichts zu tun. Wenn man eine Krankheit kurieren will, geht man zum Arzt oder zum Heilpraktiker und lässt seinen Körper untersuchen und behandeln. Will man aber sein Krankheitsbild ganzheitlich verstehen, reicht das nicht aus. Die Untersuchung sollte dann über den materiellen Körper hinausgehen. Man geht jetzt vielleicht zu einem guten Psychologen bzw. einem Psychoanalytiker. Das Problem ist hier wiederum, dass Psychologen und insbesondere Psychoanalytiker nur mit ihrem Verstand arbeiten. Hier steht der Mind immer noch im Vordergrund; mit dem Mind können wir denken, analysieren, verstehen, aber relativ wenig zur Heilung beitragen. Möchte man sein gesamtes Kranksein heilen, dann besucht man zusätzlich noch einen guten Spirituellen-Heilungsbegleiter. Dieser beschäftigt sich mit Heilung, nicht mit Kurieren, denn er arbeitet mit Gebet und Meditation, mit der Hingabe an Gott, und Gotteshingabe ist unabdingbar für die vollkommene Heilung. Kurieren allein ohne Heilung ist in bestimmter Hinsicht sogar gefährlich, weil die unterdrückte Krankheit immer wieder in einer anderen Form erscheinen kann. Ein starkes Medikament wie zum Beispiel Antibiotika oder auch umstrittene Therapien wie Chemotherapie, Bestrahlung usw. können zwar einerseits die körperlichen Beschwerden lindern, schwächen aber den Körper derart, dass die Störung irgendwann wieder und dann sogar verstärkt auftreten kann oder andere Beschwerden an einer anderen Stelle des Körpers auftauchen können. Das ist letztendlich eine Art Hilfeschrei der Seele nach Spiritueller-Heilung.

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In der Medizin studiert man die Krankheiten des Körpers, um sie zu bekämpfen und zu “beseitigen” oder zu unterdrücken. Und das ist für mich eben Kurieren und nicht Heilen. Um diese beiden Aspekte in der Kunst der “Genesung” zu betonen, gebe ich ihnen unterschiedliche Bezeichnungen. Ich wähle die Wörter “heilen” und “kurieren” aus und erkläre dann: Ein Genesungsprozess hat zwei Komponenten: Er besteht aus Heilen und Kurieren, wobei “Heilung” für mich der Wiederherstellung einer gestörten Harmonie dient. Die spirituelle Heilungssitzung ist keine “Behandlung” im herkömmlichen Sinn, sondern typischerweise ein Ritual, das darauf abzielt, negatives Karma aufzulösen oder auszugleichen. Beten zum Beispiel ist ein solches Ritual. Und das hat nichts direkt mit Krankheiten zu tun. Erkrankungen sind Ausdruck der Störung einer kosmischen Harmonie auf der physischen Ebene —auf der Ebene der Materie, der Energie, des Raums und der Zeit. Ein Beispiel: Einer stiehlt einem anderen das Portemonnaie. Damit erzeugt er für das Opfer unter anderem Ärger und Probleme. Durch diese Handlung wird aber eine Harmonie im Kosmos gestört. Und das wird sich unweigerlich manifestieren, indem er irgendwann sein Portemonnaie verliert oder es ihm gestohlen wird. Wann? Das kann keiner genau sagen … unter den richtigen Umständen. Der Kosmos wartet, bis die Lebenskonstellation dafür gegeben ist, dass der ehemalige Täter plötzlich in die Rolle des Opfers gerät. Ich betrachte “das Portemonnaie verlieren” als eine Art Krankheit. Diese Erkrankung ist eigentlich aus der Störung einer kosmischen Harmonie heraus entstanden. In diesem Fall wurde die Harmonie dadurch gestört, dass der Betreffende einem anderen etwas wegnahm, was schmerzlich oder schädlich für den anderen war. “Kurieren” ist für mich jedes Verfahren, das dazu dient, Krankheiten durch Analyse und Bekämpfung verschwinden zu lassen. Krankheit umfasst nach meinem Verständnis nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch Unstimmigkeiten im Gemüt, in der Psyche, in den Lebensumständen. Alle Behandlungsformen, die kurieren wollen, haben eines gemeinsam: Sie analysieren die Unstimmigkeit und bekämpfen sie. So untersucht zum Beispiel ein Arzt den Körper des Patienten, studiert dessen Krankheitsbild, verschreibt ein Medikament zur Bekämpfung bzw. zur Unterdrückung der Beschwerden, macht einen chirurgischen Eingriff und ein Psychotherapeut analysiert mit dem Verstand die Unstimmigkeiten des Geistes (Mind) bzw. der Psyche, des Verhaltens und der Einstellungen des Patienten. Auf dieselbe Weise kuriert aber auch ein Bauer, indem er Insektizide und Spritzmittel zur Bekämpfung von sogenannten Schädlingen und Krankheiten bei Pflanzen einsetzt. Und so setzt eine Landesregierung in Konfliktgebieten zur Bekämpfung von Rebellionen Kampftruppen ein, um den “Weltfrieden zu sichern”, bzw. sie investiert viel Geld für Militärausrüstungen und setzt das Leben oder die körperliche und psychische Unversehrtheit der jungen Menschen (Soldaten) aufs Spiel. All diese Beispiele von Genesungsversuchen, die aber nur das Kurieren berücksichtigen, haben eines gemeinsam: 1) Die Aufmerksamkeit wird auf die Unstimmigkeit (sei es Krankheit, Schmerz, Leiden, Virus, Seuche, Problem, Störung, Krieg, Unrecht, …) gerichtet. 2) Die Bemühung besteht darin, diese Unstimmigkeiten durch Analyse, Studium, Bekämpfung, Unterdrückung zu beseitigen. 3) Die Mittel, die eingesetzt werden, ziehen häufig unerwünschte Nebenwirkungen nach sich (Auslösung anderer, neuer Krankheiten, Umweltverschmutzung, Rache, Schmerz …). 4) Sie sind dazu bestimmt, eine menschliche (das heißt kulturell und intellektuell bedingte) Vorstellung davon umzusetzen, “wie wir es richtig haben wollen”, ohne in Frage zu stellen, ohne Rücksicht darauf, ob diese Vorstellung von “richtig” tatsächlich universalrichtig ist. Es könnte nun sein, dass die Vorstellung von der “Genesung” eines Menschen nicht im Einklang mit dem Entwicklungsprogramm seiner Seele steht und dass er die Störung seines Wohlbefindens aus irgendwelchen Gründen noch braucht. Will man diese nun unbedingt beseitigen, werden dann mit Sicherheit neue Störungen auftreten. Es könnte sein, dass dem Versuch, das Leben eines Sterbenskranken um jeden Preis zu verlängern, eine falsche Vorstellung von “Leben und Tod” zugrunde liegt. Es könnte sein, dass die übliche Vorstellung vom “maximalen Profit”, die unser Wirtschaftssystem beherrscht, nicht im Einklang mit dem Wesen eines Bauern steht, der für die Nahrung von Menschen sorgt. Es könnte sein, dass die Vorstellung von “Weltfrieden”, die die Regierung eines bestimmten Landes hat, mit der einer anderen kollidiert. Eine Unstimmigkeit (denken wir hier zum Beispiel an eine Krankheit) ist die äußere Manifestation des Bruchs einer (kosmischen) Harmonie. Während beim Kurieren die Aufmerksamkeit auf die Unstimmigkeit gerichtet wird, richtet sie sich beim Heilen auf die wiederherzustellende Harmonie. Daher ist es für die Heilung nicht unbedingt nötig, die zugrunde liegende Unstimmigkeit zu studieren —hilfreich ist es vielmehr, die Harmonie in ihrer Vollkommenheit zu erfahren. Eine Krankheit wird durch einen Bruch in der Harmonie ausgelöst —ähnlich wie in der Theoretischen-Physik die Erscheinung eines Elementarteilchens durch eine Symmetriebrechung zu interpretieren ist. So wie ich Heilung betrachte, wird Heilung durch das Erfahren der Kosmischen-Harmonie bewirkt. Diese Betrachtungsweise beinhaltet, dass es tatsächlich eine Kosmischen-Harmonie (Ordnung) gibt, nur dann kann ich von der “Wiederherstellung der Harmonie” sprechen. Zum Kurieren braucht man an eine bestehende Kosmische-Harmonie nicht zu denken, sondern beschränkt sich lediglich auf die Bekämpfung dessen, was gerade stört bzw. was man für nicht gut hält oder als unangenehm erlebt. Das mag auch erklären, warum Heilung historisch oft eher in die Kategorien Religion, Glauben und Aberglauben einge-ordnet wurde. Heilung hat mit Spiritualität zu tun. Doch mit der Frage, was Spiritualität ist, haben sich die meisten Menschen in der westlichen Kultur mit ihrer kirchlichen Prägung bis heute leider noch nicht ausreichend beschäftigt. Menschen haben Religionssysteme ohne Spiritualität entwickelt, was so sinnlos ist, wie Physik ohne Mathematik. Heilung ist tatsächlich ohne Spiritualität nicht zu verstehen, denn sie ist ein spiritueller Prozess, eine spirituelle Transformation.